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Wieso Nachhaltigkeit nicht gleich Umweltschutz ist

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Umweltschutz und Nachhaltigkeit – zwei Kampfbegriffe, die in der heutigen Zeit als eine Art Abkürzung dafür dienen, dass jemand versucht den Planeten zu retten. Meist werden sie in den Köpfen der Menschen synonym verwendet. Es haben sich eben bestimmte Assoziationen gebildet, bei denen man aufhört nachzudenken. Doch als kritischer Konsument mit Interesse an einer besseren Welt, sollte man genau aufpassen. Denn die Werbeindustrie nutzt solche Effekte aus, um sich als ökologisch zu preisen – und das zum Teil ohne Berechtigung. Wir sehen uns das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz genauer an. Wir zeigen auf, worauf Sie in Zukunft achten sollten, um Ihre Ressourcen für die richtigen Produkte oder für die optimalen Investments auszugeben.

Priming – unser Gehirn auf Autopilot

Schuld an der Misere ist mal wieder unser steinzeitliches Gehirn. Möchten Sie jeden Tag aufs Neue über jeden einzelnen Reiz nachdenken und die Argumente immer wieder abwägen? Vermutlich nicht, denn sonst wäre unser Gehirn überlastet und es würde uns permanent viel Energie kosten. Daher fängt es an Abkürzungen zu bilden. Dieser Effekt bewirkt, dass ganz bestimmte Impressionen bei uns eine Art automatisiertes Denkmuster auslösen. Nach dem Motto: Wir sehen etwas, und schon kommen automatisch die gleichen Gedanken und Emotionen, die ich nicht mehr hinterfragt werden. Solche Prägungen können vom sozialen Umfeld ausgehen. Häufig sind sie aber auch ein Effekt der Werbeindustrie.

Derartige Assoziationen kennen Sie zum Beispiel bei Lebensmitteln. In den letzten Jahren konnte man das „vegan“ Zeichen auf immer mehr Packungen sehen. Es ist dieses grüne „V“ in Form einer Pflanze, welches sich auf einem runden, gelben Hintergrund befindet. Dieses Symbol sollte eigentlich nur ausdrücken, dass in dem Produkt keinerlei tierische Bestandteile enthalten sind. Es enthält somit keinerlei Aussage darüber, ob ein Erzeugnis nachhaltig oder besonders ökologisch hergestellt wurde. Doch in den Köpfen der Menschen existiert da eine Assoziation: Veganismus, Nachhaltigkeit, Schutz der Umwelt – das kommt doch alles aus dieser einen Ecke. Da, wo die Leute von Greenpeace und die ganzen Hippies herkommen – so ungefähr. Daher löst das „vegan“ Zeichen im Kopf die Assoziation aus, dass das Produkt besonders sauber, nachhaltig und umweltfreundlich hergestellt wurde. Doch das ist nicht zwangsläufig der Fall.

Und wie es in der Wirtschaft eben so läuft, begannen die Hersteller von Tomaten, Kartoffelchips oder Schokolade das Logo ausgiebig zu nutzen. Aufgrund des Priming Effekts in den vielen Köpfen der Gesellschaft nahmen die Verbraucher zugleich an, sie würden damit der Umwelt etwas Gutes tun. Gut, dass man es auf Autoreifen oder Notebooks nicht genutzt hatte, das wäre dann fast schon zu dreist gewesen.

Und genau den gleichen Effekt gibt es in Sachen Nachhaltigkeit und Umwelt. Firmen nutzen Symbole und Begriffe im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass der Großteil der Konsumenten keine Ahnung hat, was sie wirklich bedeuten und wie weit sie überhaupt sinnvoll anwendbar sind.

Nachhaltig und umweltfreundlich – was bedeutet das wirklich?

Man muss als Verbraucher etwas genauer nachschauen und verstehen, wie Prozesse in der Wirtschaft ablaufen. Dann bekommen Sie einen genaueren Überblick darüber, was nachhaltig ist, was umweltfreundlich und wann man diese Begriffe wirklich synonym nutzen kann. Dafür zeigen wir einige Beispiele.

Klärschlammentsorgung

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In jeder Stadt, Gemeinde oder Kommune unseres Landes gibt es ein Abwassersystem. In der Kläranlage werden die Abwässer der Haushalte gesammelt und aufgearbeitet, so dass das Wasser irgendwann wieder zu Trinkwasser werden kann. Dabei entsteht sogenannter Klärschlamm. Er wurde früher dazu genutzt, um Felder in der Landwirtschaft zu düngen, enthielt der doch reichlich Phosphor. Doch mit der Zeit stellte man fest, dass sich immer mehr Schwermetalle, Mikroplastik und Rückstände von Chemikalien darin befanden. Aus diesem Grund hat sich die Klärschlammentsorgung dahingehend geändert, dass er mittlerweile vor allem verbrannt wird. Verbrannt in den Heizkraftwerken als Beigabe zu Kohle oder Gas.

Klärschlamm ist eine Ressource, die es immer geben wird. Er entsteht aus den Ausscheidungen der Menschen und die wird es in Zukunft immer geben. Man kann also davon sprechen, dass es eine nachhaltige Quelle für ein Material ist, aus dem sich Energie erzeugen lässt. Aber ist er besonders gut für die Umwelt? Naja, Verbrennung ist nicht wirklich optimal, aber zumindest setzt es nur so viel CO2 frei, wie vorher Kohlenstoff aus der Atmosphäre gezogen wurde. Also eher neutral. Klar ist: nur, weil etwas nie ausgehen wird, profitiert davon nicht sofort das Klima.

Betriebe für nachhaltige Wirtschaft – Bedeutung

Es ist also abzusehen, was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet. Es soll lediglich darauf hinweisen, dass es sich um eine Art des Wirtschaftens handelt, bei der es keinen Raubbau an der Natur gibt. Nachhaltige Forstwirtschaft soll zum Beispiel ausdrücken, dass immer nur so viel Holz verkauft wird, wie nachwächst. Das heißt, es findet keine Rodung statt, sondern eine kontrollierte Nutzung.

Eine nachhaltige Krabbenzucht ist eine, bei der die natürlichen Bestände der Weltmeere nicht ausgebeutet bzw. reduziert werden. Es muss aber auf keinen Fall heißen, dass die Besitzer der Farm ökologisch sinnvoll agieren. Womöglich schütten sie jede Menge Antibiotika ins Wasser oder nutzten bestimmte Chemikalien.

Merke: Nachhaltigkeit bedeutet lediglich, dass etwas in einem Betrieb erzeugt wird, ohne dabei unterm Strich Ressourcen zu vernichten. Vor allem dadurch, dass etwas immer nachwächst. Nachhaltig bedeutet aber nicht zwangsläufig auch Umweltschutz. Nur dann, wenn dieses Kriterium in Verbindung mit BIO-Siegeln zu sehen ist, handelt es sich dabei um Firmen, die auf giftige Stoffe verzichten. Aber auch das heißt nicht, dass kein CO2 freigesetzt wird usw.

Die Recycling Lüge

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Gut zu sehen ist die Bedeutung im Bereich der Plastikflaschen bei Getränken. Einige große Firmen aus dem Ausland verkaufen weltweit stilles „Marken“-Wasser in PET-Behältern. Um sich einen ökologischen Anstrich zu geben, prangt auf dem Logo der Hinweis, dass die Flaschen zu 100% aus recyceltem Material bestehen. Kling gut.

Allerdings sollte man sich überlegen, wie sinnvoll es ist Wasser aus einem fernen Land quer über den Planeten zu fahren oder zu verschiffen. Gibt es nicht genug lokale Möglichkeiten, um sich ein Mineralwasser zuzuführen? Kann ein Wasser wirklich so viel besser schmecken, weil es aus einer bestimmten Region kommt?

Grundsätzlich ist Recycling gut für die Umwelt. Doch als Ganzes betrachtet, wäre es womöglich besser für die Erde, wenn es diese Flaschen gar nicht geben würde.

Nachhaltigkeit & Umwelt im Bereich der Energie

Die Assoziation von nachhaltig und umweltschonend ist vor allem in der Energieerzeugung angebracht. Energiequellen, wie Wind, Wasserkraft oder Photovoltaik sind tatsächlich von Vorteil. Sie sind nachhaltig, denn es wird sie immer geben. Geschenke der Natur oder des Universums könnte man sagen. Wer sie nutzt, der beutet tatsächlich keine Ressourcen aus. Gut für die Umwelt ist es auch, denn es werden keine Stickoxide oder sonstige Abgase erzeugt.

Wobei man aber bedenken muss, dass auch hier einiges nur relativ zu sehen ist. Kernkraft zum Beispiel wurde 2022 von der EU als umweltfreundlich eingestuft. Wieso? Weil der größte Feind der Menschheit aktuell CO2 ist. Dieses Abgas verursacht einen globalen Klimawandel. Kernkraft verursacht kein CO2, dafür aber jede Menge radioaktiv verseuchten Müll, der über tausende Jahre giftig sein wird. Doch wenn der Klimakollaps durch Abgas bevorsteht, dann ist das naheliegende Ziel wichtiger. Plötzlich interessiert Radioaktivität niemanden mehr. So gesehen ist es tatsächlich gut für die Welt, wenn Kernkraft vorerst Kohle, Öl und Gas ersetzt.

Fazit

In der Wirtschaft und der Gesellschaft hat sich ein bestimmtes Verständnis dafür ausgebildet, was gut für die Umwelt ist und was als nachhaltig betrachtet wird. Bleiben Sie immer vorsichtig, wenn solche Begriffe fallen. Sie sind immer relativ und gelten nur unter bestimmten Umständen. Wichtig ist im Endeffekt immer, ob der Planet durch eine Aktivität in Summe Schaden nimmt, oder sich erholt. Ob das der Fall ist, lässt sich nur durch eine ganzheitliche Betrachtung aller Nebeneffekte ermitteln.

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